Dienstag, 9. Juni 2015

Sonnenaufgang auf dem Teide - 05.05.2015

Ein Traum von mir war es, mal den Sonnenaufgang auf dem Teide zu erleben. Da ich es in meinem doch schon fortgeschrittenen Alter nicht mehr schaffe, das von ganz unten zu bewerkstelligen, entschloss ich mich, mit der Seilbahn hinaufzufahren, die 300 Höhenmeter zur Berghütte "Refugio de Altvaista" hinunterzugehen und dann am frühen Morgen hinaufzugehen, um den Sonnenaufgang am Gipfel zu erleben. Die Plätze im Refugio sind begrenzt, man muss sich rechtzeitig anmelden. Daher kann man natürlich nicht die Wetterlage vorhersehen. Ich hatte aber relatives Glück, es war im Tal zwar wolkig, aber oben war herrlicher Sonnenschein, die Wolken waren unter mir. Oben bei der Bergstation sind gut angelegte Wanderwege - fast eben - in beide Richtungen. Der Weg hinauf zum Gipfel (etwa 160 Höhenmeter) ist aber gesperrt, da darf man von 9 - 17 Uhr nur mit Genehmigung hinauf. Ich habe beobachtet, dass dies wirklich streng kontrolliert wird. Wenn man aber - so wie ich - in der Berghütte "Altavista" übernachtet, dann darf man ohne Genehmigung auf den Gipfel gehen, muss ihn aber bis spätestens 9 Uhr wieder verlassen haben.

Nun, ich war am frühen Nachmittag mit der Seilbahn oben und bin mal die beiden offiziellen leichten Wanderwege abgegangen. Dann ging ich hinunter zum Refugio. Die ersten paar Meter war es ein guter Weg, er wurde aber dann sehr schlecht und steinig. Ich bin froh, dass ich diesen Weg bei Tageslicht hinunter gegangen bin, so wusste ich, was mich am Morgen beim Hinaufgehen erwartet.

Man muss bedenken, dass sich die Berghütte auf ca. 3.200 Meter Seehöhe befindet, ohne irgendeine Zufahrtsmöglichkeit. Dafür ist sie eigentlich gut ausgestattet. Komfort darf man natürlich keinen erwarten. Essen muss man sich selbst mitbringen, es gibt jedoch eine Küche, wo man Speisen erwärmen könnte. Ich habe davon keinen Gebrauch gemacht. Es gibt auch Automaten, bei denen man kalte und heisse Getränke kaufen kann. Sogar Internet gibt es: eine halbe Stunde gratis, was vollkommen reicht. Wer es länger nutzen möchte, könnte es gegen Gebühr weiternutzen. Es gibt einen grossen Aufenthaltsraum mit Sitzgelegenheiten und auch in der Küche kann man sich aufhalten. Um 19 Uhr werden die Schlafräume geöffnet.
An dem Tag, als ich dort war, waren sehr viele junge Leute dort, ich war mit Abstand die älteste. Die "nächstälteren" waren ein etwa 50-jähriges Ehepaar aus dem Elsass, die auch gut deutsch sprachen. Sonst war niemand Deutschsprachiger dort. Viele Spanier, Polen, Franzosen, Engländer - soweit ich die Nationalitäten mitbekommen habe. ich war auch die einzige Einzelwanderin, sonst lauter Gruppen oder Paare.
Es gibt 4 Schlafräume in 2 Gebäuden, in jedem Schlafraum befinden sich 14 Betten (7 Stockbetten). Der Hüttenwirt vergibt die Plätze, zuerst an die Gruppen, dann an die Paare und zuletzt an die Einzelpersonen, daher war ich die letzte. Ich war aber durchaus zufrieden damit, ein unteres Bett in der Nähe der Türe. An allzuviel Schlaf war natürlich nicht zu denken, aber man war unter einem Dach ;) Bei jeder Bewegung quietschten die Stockbetten und die diversen "Düfte" (Socken z.B.) schwirrten auch durch den Raum.

Um 4 Uhr früh schlich ich mich hinaus in den Gemeinschaftsraum, zog mich an an (An eine ordentliche Waschung war sowieso nicht zu denken, es gab nur 2 Waschbecken im Gebäude, ich hatte ein paar Feuchtreinigungstücher mit) und zog los.

Ich "bewaffnete" mich mit Stirnlampe und einer Taschenlampe und ging dann langsam den Weg hinauf. Da auch Vollmond war, war es gar nicht so arg dunkel. Und es war eine herrlich sternenklare Nacht - ein Traum!!!!!! So nahe habe ich mich Mond und Sternen noch nie gefühlt :)

Da ich so früh loszog, hatte ich viel Zeit und konnte dieses Erlebnis so richtig geniessen. Höllisch aufpassen musste man bei dem steinigen Weg sowieso, aber ohne Zeitdruck störte mich das nicht. Nach den 300 Höhenmetern ging es links fast eben den Wanderweg bis zur Bergstation (das war sozusagen die "Erholung" und dann die 160 Höhenmeter zum Gipel hinauf. Ziemlich steil, aber ein gut angelegter Weg, nicht sehr schwierig. Beim Aufstieg sah ich langsam die Morgenröte über den Wolken aufsteigen - das war so schön!!!! - und mein frühes Aufstehen wurde belohnt, ich war die erste am Gipfel. Konnte ihn in der Morgendämmerung etwa eine halbe Stunde alleine geniessen, bevor andere Wanderer kamen. Es war saukalt und windig, ich habe erbärmlich gefroren, aber war glücklich!!!!!! und noch mehr, als dann die Sonne herauskam, das werde ich niemals vergessen. Ich konnte Gran Canaria und auf der anderen Seite La Gomera aus dem Wolken herausragen sehen (ohne Wolken würde man natürlich die ganzen Inseln sehen, vielleicht sogar nach Fuerteventura, aber das kommt selten vor). Ich sass einfach nur auf einem eingermassen windgeschützten Plätzchen am Gipfel oben und staunte. Junge Spanier hissten oben eine Fahne und sangen Lieder. Sie erzählten mir, dass sie 2 Tage vorher von einem Strand losgezogen seien. 3700 Höhenmeter!!!!!! Hut ab! das würde ich nicht schaffen. Das absolute Highligt war dann knapp nach sonnenaufgang - als ich auf die andere Seite sah - der Schatten des Teide, der sich aus dem Wolkenmeer erhob. Fast ein gleichschenkeliges Dreieck! Unvergesslich!!!!!! - Ausgefroren aber glücklich ging ich dann zur Bergstation hinunter, wo ich auf die erste Seilbahn - die um 9 Uhr fährt - gewartet habe. Ich hatte Glück, dass an beiden Tagen die Seilbahn fuhr. Sehr oft fährt sie wegen Wind nicht und dann hätte ich dieses tolle Erlebnis wohl nicht gehabt, denn den Aufstieg von unten hätte ich mir nicht zugetraut. Den Abstieg evtl .schon, aber auch der wäre sehr mühsam gewesen.

Ich war dann um etwa 9:30 Uhr bei der Talstation, kaufte mir dort ein Frühstück und stellte mich auf einen langen Tag dort ein, da der Bus nach Puerto de la Cruz erst um 16 Uhr fährt. Ich fand dann aber ein nettes deutsches Ehepaar, das mich mit dem Auto mitnahm und extra wegen mir seinen Tagesplan umstellte, so dass ich um 13 Uhr schon in meinem Hotel war. Dort genoss ich eine heisse Dusche, 2 Stunden Schlaf und gönnte mir dann nachmittags in einem Hafenlokal einen sehr guten Fisch und ein Glas Wein.

Ein einmalig schönes Erlebnis, aber es bleibt bei "einmal", so eine Berghüttenübernachtung ist in meinem Alter schon etwas "grenzwertig" *lol*

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