Freitag, 7. August 2015

Als ich "Eva de Maxorata" wurde - GR 131 "Camino natural de Corralejo a Punta de Jandia" - März 2012


Im Jahr 2012 konnte ich mir einen langgehegten Traum erfüllen: Es gelang mir, in 8 Tagen die Insel von Nord nach Süd zu durchwandern. Zum Grossteil hielt ich mich da an den Wanderweg "GR 131 - Camino natural de Corralejo a Punta de Jandia".

Die ersten Etappen begann ich im Jänner:
Etappe 1: Corralejo - Lajares - 13 km
Etappe 2: Lajares - Tefia - 25 km

Dann ging es im März weiter:
Etappe 3: Tefia - Betancuria - 18 km
Etappe 4: Betancuria - Pajara - 19 km
Etappe 5: Pajara - La Pared - 27 km
Etappe 6: La Pared - risco del Paso - 14 km
Etappe 7: Risco del Paso - Morro Jable - 13 km
Etappe 8: Morro Jable - Punta de jandia - 22 km

Etappen 1 und 2: Corralejo - Lajares - Tefia

Die ersten beiden Etappen startete ich bereits im Jänner, da hatte ich noch kein logistisches Problem, da ich ja immer in Lajares logiere
Von Corralejo nach Lajares ist es fast ein "Spaziergang", entlang der Vulkankette Bayuo-Calderon Hondo, keine nennenswerten Steigungen und gute Wege.
Dann ging ich von Lajares nach Tefia, auch keine Schwierigkeit, zuerst durch das "Malpais de la Arena", an meinem Hausvulkan "Arena" und "meinem Babyvulkan" (den ich so nenne, in Wahrheit heisst er "Los Saltos") vorbei nach La Oliva. Dort ein Zwischenstopp in der schönen Kirche und dann ging es weiter. Der Hl. Berg "Tindaya" immer im Blickfeld. Der Weg führt nicht parallell zu Strasse sondern rechts am "Tindaya" vorbei. Man umrundet ihn sozusagen halbkreisförmig. An diesem Tag war es extrem windig und zeitweise musste ich mich schrittweise "vorkämpfen". In der Ortschaft Tindaya trank ich in der kleinen Bar einen Kaffee, dann ging es entland der Mta. "Quemada" vorbei am Denkmal von Miguel de Unanumo Richtung Tefia. Und das zog sich dann hin. In Tefia angekommen wurde ich dann abgeholt und nahm mir fest vor, im März dann die weitere Nord-Süd-Wanderung fortzusetzen.




In der Zwischenzeit kümmerte ich mich um die diversen logistischen Probleme, vor allem die Zwischenübernachtungen, versuchte auch im Internet eine Karte mit dem weiteren Streckenverlauf zu finden, was mir nicht gelang. Allerdings wusste ich schon die "Eckpunkte", die einzelnen Etappenziele also. Ich fand auch eine spanische Internetseite: http://es.scribd.com/doc/66214719/Topoguia-FTV
wo zumindest für einige Etappen ein km - und Höhenprofil angegeben ist. Nicht jedoch für die Etappe Pajara- La Pared und gerade da wäre es wichtig gewesen.

Nun, am 12.3. packte ich meinen Rucksack, auch das ist ein Thema, das man nicht unterschätzen darf: was brauche ich unbedingt, was ist wichtig, wo kann ich mich auf ein Minimum reduzieren? Im Endeffekt hatte ich mit meinen 2 Liter Wasser ca. 9 kg, ich habe zwar einen sehr guten komfortablen Wanderrucksack, aber im Laufe der Tage schien er mir dann immer schwerer. :D

Am 13.3. wurde ich um 7 Uhr früh mit dem Auto nach Tefia gebracht und dort, wo im Jänner mein Endpunkt war, ging es los.

Etappe 3 Tefia - Betancuria:

In Tefia begann die Wanderung relativ einfach, ich kam an der Sternwarte vorbei, von der ich schon mal gehört hatte, auf guten Wegen (teilweise Strasse) ging es zunächst nach LLanos de Conception und dann Valle Sta. Ines. Bis dahin war es problemlos und kaum Steigungen.
von weitem sah ich schon das Betancuria-Massiv und ich wusste: da muss ich heute noch hinauf und zwar dorthin, wo das Denkmal der beiden Könige steht. Da es schon gegen Mittag ging und mein Rucksack 9 kg schwer war, kann man sagen, dass ich mich ziemlich rauf bemühen musste. Aber so nach und nach ging es. Während des Aufstiegs immer wieder herrliche Ausblicke zurück und ins Bergland. Ich merkte, dass ich von oben von Autobusgruppen schon beobachtet wurde, wie ich mich Schritt für Schritt raufkämpfte. Die dachten wohl: "welche Verrückte nimmt diese Mühe auf sich?" Aber irgendwann schaffte ich es und ich verweilte eine Zeitlang bei den "Königen". Dort fand sich auch jemand, der mich fotografierte. Dann ging ich den Weg weiter, es ging zwar , der Weg war aber teilweise in schlechtem Zustand. Alles andere als einfach. Um ca. 14 Uhr erreichte ich Betancuria, dort hatte ich im Princess Armida ein Zimmer bestellt, wurde aber dann in ein - sehr schönes - Privatquartier geschickt, wo ich duschen und herrlich auf einer schönen Terasse relaxen konnte. Die Kirche in Betancuria habe ich natürlich auch besichtigt und sehr früh ging ich ins Bett, denn am nächsten Tag um 7 Uhr früh ging es weiter.



Etappe 4: Betancuria - Pajara
Am Mittwoch, den 14.3. ging ich um 7 Uhr früh in Betancuria los, zuerst ein Stück auf der Strasse, dann aber gleich links rauf zur Degollada del Marrubio. Da es noch früher Morgen war und nicht allzu steil, war das auch trotz des Rucksacks nicht allzu schwierig. Während des Aufstiegs ständig schöne Rückblicke nach Betancuria zurück. Oben gibt es Picknick-Tischchen, ich ging aber gleich weiter, es ging dann noch auf über 600 m Seehöhe hoch und dann folgte eine herrliche Kammwanderung mit Blick auf Ost- und Westküste (leider etwas diffus, es war kein sonderlich klarer Tag). nach einer Weile biegt der GR 131 scharf rechts ab und führt durch ein Gatter, das verschlossen ist. Der Zaun daneben war aber niedergetreten, so konnte ich durch. Das sollte sich das Cabildo mal anschauen, man sieht zwar eindeutig die Markierung, weiss aber nicht so recht, ob man da eh weiterdarf. Dort ging es dann durch einen Forstweg runter in den berühmten "Kiefernwald". Nun, für mitteleuropäische Verhältnisse würde ich den nicht als "Wald" bezeichnen, er ist eher mickrig, aber meines Wissens nach ist es der einzige Wald von Fuerventura. Dort ist auch ein Naherholungsgebiet mit Grillplätzen, Spielplatz, WC-Häuschen etc... Da es ein Wochentag und ausserdem ziemlich früh war, war aber niemand dort. Von dort geht es Richtung Vega de Rio Palmas weiter, zuerst noch auf dem Waldweg, dann ein Fahrweg und dann durch einen Barranco.
Dort schaute ich mir kurz die hübsche Pfarrkirche an, trank einen - grauslichen - Kaffee im einzigen geöffneten Lokal und dann ging es weiter Richtung Valle de los Granadillos. Ein kleines Strässchen mit Blick auf den verlandeten Stausee, den ich ständig im Blickfeld hatte. Dann kam das schwierigste Stück des Tages. Auf teilweise sehr schlechtem Weg kämpfte ich mich zur Strasse nach Pajara hinauf und von dort über einen (etwas besseren) Serpentinenweg zur Degollada de los Granadillos. Dort begegnete ich auch einigen anderen Wanderern, die von Toto heraufkamn. Von dort rauf ist der Weg nämlich sehr gut und ich ging da hinunter. Dieser Weg ist wirklich sehr schön angelegt, mit Holzbrücken über Barrancos und einem netten Rastplatz knapp vor Toto. Von dort dann zunächst über die Strasse und dann einen Barranco nach Pajara. Dort übernachtete ich dann in der "Casa Isaitas", das sehr empfehlenswert ist. Natürlich besichtigte ich auch die Pfarrkirche, im Padilla deckte ich mich mit Wasser für den nächsten Tag ein, unterhielt mich in der "Casa Isaitas" noch ein wenig mit netten Leuten und dann war Ruhe angesagt."
Dort im Restaurant wurde ich von einem - vermeintlich - deutschen Wanderer vor der nächsten Etappe gewarnt und das mit gutem Grund, wie sich herausstellen sollte ;) - Mit diesem Wanderer kam ich dann später über ein Forum in Kontakt und inzwischen ist das mein lieber Wanderfreund - der Luxemburger Aly Nilles - geworden. :)



Etappe 5: Pajara - La Pared
Am nächsten Tag (Do, 15.3.) folgte dann der schwerste Teil. Nicht einmal so sehr wegen der Steigungen (die waren am Tag vorher heftiger), aber für diese Etappe fand ich im Internet keine Beschreibung und es ist auch die am schlechtesten markierte Etappe. Ich wusste nur die Eckpunkte Pajara - Cardon - La Pared. Die nette Wirtin in der Casa Isaitas richtete mir ein Picknick, da ich nicht bis zum Frühstück bleiben konnte und dann ging ich wieder um 7 Uhr los.
Nach Pajara ging es zunächst einen angenehmen Fahrweg entlang, dann ging es eine ziemlich heftige Kuppe auf schlechtem Weg bergauf. Oben war dann ein schöner Kamm, wieder mit Ausblicken in alle Richtungen. Es folgte eine herrliche Kammwanderung mit vielen Aufs- und Ab's, der Weg teilweise gut, teilweise ausgesetzt . Dann kam ich zu einem Felsen, wo ich dann nicht so recht wusste, soll ich hier weiter oder nicht? Ich sah auch nicht mehr die Markierung. Da es aber keine andere Möglichkeit gab, ging ich über diesen Felsen und fand dann auch wieder die Markierung. Da war mir zum erstenmal richtig mulmig zumute. Dann ging es wieder auf-ab weiter. Teilweise war der Weg wieder gut hergerichtet und gekennzeichnet und von oben sah man schon Cardon. Dann aber war der Weg wieder schlecht bis gar nicht vorhanden und ich fand auch die Markierung nicht mehr. Da ich Cardon schon sah, ging ich quer durch das Gelände hinunter und durch einen Barranco Richtung Cardon. Dann fand ich auch den Weg wieder. Er kam von einer Kuppe herunter und es gab knapp vor Cardon auch ein Rasthäuschen. Dort verweilte ich ein bisschen, ging dann durch Cardon durch, wo ich dann Mühe hatte, die Fortsetzung des Weges zu finden, dann war er aber wieder sehr gut gekennzeichnet und auch gut hergerichtet. Ziemlich lange ging es dann am Fuss des "Cardon" entlang - auch oft "auf-ab" durch mehrere Barrancos - bis zur FV 617. Und dort fand ich dann die Markierung überhaupt nicht mehr. Da doch schon späterer Nachmittag war, traute ich mich nicht ins Gelände rein, sondern folgte der FV 617 über las Hermosas bis la Pared. Bei dieser doch etwas nervösen Wegsuche verlor ich auch meinen schönen Wanderhut. Ich merkte das erst etwas später. Der Marsch über die Strasse war aber mit Sicherheit ein Umweg und sehr anstrengend nach dem langen Tag. Dort hatte ich für diesen tag ein Quartier in einem Surfcamp gefunden, total liebe Leute, aber das Quartier sehr einfach (was ich aber vorher auch wusste). Ein Wermutstropfen war, dass ich dort nur kalt duschen konnte. Ich sah mir in La Pared den Sonnenuntergang an (an diesem Tag leider nicht so toll), setzte mich noch ein wenig zu den lieben Surfern, mit denen ich mich nett unterhalten habe und begab mich bald zur Ruhe.
So richtig wohl war mir an diesem Tag nicht. An den beiden vorherigen - auch sehr anstrengenden - Tagen hatte ich ja zumindest die Sicherheit, dass ich am richtigen Weg bin. Dies fehlte mir an diesem Tag. Und die Etappe Pajara-La Pared ist für das doch teilweise schwierige Gelände zu lang. Lt. Anzeigetafel in Pajara sollte er etwa 23 km lang sein, was schon für dieses Auf-Ab-Gelände schon sehr viel ist, lt. meinem Minihomer waren es dann sogar fast 27 km.
Am nächsten Tag sollte ich dann physisch so richtig die Auswirkungen dieses heftigen Tages spüren.


Etappe 6: La Pared - Risco del Paso
Lt. der Übersichtstafeln sind die Strecken "La Pared - Risco del Paso" und "Risco del Paso- Morro Jable" als 2 Etappen gekennzeichnet. Da ich aber früher oft vom Gorriones zur Westküste rüber bin und auch die Strecke Costa Calma - Morro Jable mehrmals am Strand entlang gegangen bin, dachte ich, dass ich dies locker als eine Etappe schaffen würde, zumal ich auch vorhatte, mich diesmal nicht penibel an den GR131 zu halten sondern quer über die Wüste zur Ostküste rüberzugehen. Wäre an sich auch realistisch gewesen, wenn ich nicht noch die anstrengenden 3 Tage vorher (und da die spezielle Etappe vom Vortag) in den Knochen gespürt hätte und gerade an diesem Tag war ich auch mental nicht so gut drauf.
Schon beim Start um 7 Uhr spürte ich eine grosse Müdigkeit (was sonst am Morgen bei mir nicht der Fall ist), schon das kleine harmlose Stück "bergauf" von La Pared zur Hochebene machte mir zu schaffen und meinen Rucksack hätte ich am liebsten gleich weggeworfen, so schwer schien er mir. Auch war es an diesem Tag sehr heiss und windig und daher war diese Etappe für mich schwieriger (teilweise band ich mir ein Tuch vor dem Mund) als vorher eingeschätzt. Aber es gab wieder herrliche Ausblicke sowohl auf West- und Ostküste, die mich wieder ein bisschen "entschädigten" ;) Aber meine Verfassung "stimmte einfach nicht". Ich entschloss mich daher, die Pläne etwas zu ändern und bat, als ich auf der FV2 Höhe Risco del Paso angekommen war, meine Freundin Daniela - die in Morro Jable lebt und mir auch bei der Logistik behilflich war - mir ein Taxi zu rufen. ich hätte an diesem Tag mit dem schweren Rucksack die - an sich leichte - Strecke Risco del Paso - Morro Jable nicht mehr geschafft.
Gegen Mittag kam ich in Morro an, hatte dort ein ganz tolles Appartement - sogar mit Badewanne :) - nahm ein heisses Bad und schlief mehr als 2 Stunden tief und fest. Dann ging es mir wieder gut, ich traf mich mit Daniela, deckte mich mit Proviant für den nächsten Tag ein, genoss dann noch die Terasse des schönen Appartements und ging bald ins Bett um fit für die eigentlich letzte Etappe am nächsten Tag zu sein.
(Den "Lückenschluss" holte ich dann aber am Sonntag noch nach :D)


Als nächstes stelle ich hier Fotos von meinem "Lückenschluss" am Sonntag rein: da ging ich die fehleden Kilometer einfach am Strand entlang. Dann konnte ich mit Fug und Recht behaupten, die ganze Insel durchwandert zu haben:



letzte Etappe: Morro Jable - Punta de Jandia: das Ziel!!!!!



Nachdem ich am Freitag nachmittag ausgiebig in Morro Jable relaxt (war auf jeden Fall die richtige Entscheidung) und dann auch herrlich geschlafen habe, startete ich ausgeruht und wieder voll motiviert zur (eigentlich) letzten Etappe. Ich wusste: heute würde ich die Punta de Jandia zu Fuss erreichen!
Da ich in Morro ober der Tankstelle wohnte, startete ich zuerst auf der Umfahrungsstrasse und fand den Einstieg zum Wanderweg ober der Strasse zur Punta de Jandia. Richtigerweise hätte der Wanderweg unten am Strand begonnen, aber den steilen Aufstieg sparte ich mir, da ich eh weit oben wohnte. Der Weg führte eine Weile hoch über der Strasse, teilweise recht abenteuerlich über Barrancos, man hatte herrliche Ausblicke hinunter bzw. zurück nach Morro Jable. Die ersten beiden km war der Weg ziemlich mit Hundesch.... verunreinigt. Offenbar benutzen den die Einwohner von Morro als "Äusserlweg". :( Nach einer Weile hörte das aber auf, soweit gehen sie dann wohl doch nicht. Ein einsamer Jogger überholte mich und fragte um den Weg nach Cofete. Sonst war ich wieder alleine auf weiter Flur. Der Weg führte dann am Friedhof vorbei, dann eine Weile unter der Strasse, dann ein Stück direkt auf der Strasse, wieder über der Strasse, dann wieder runter und dann die meiste Zeit am Meer entlang. Anstrengender als ich dachte, da durch die vielen Barrancos ein ständiges "Auf"-"ab", aber diesmal war mein Rucksack ja leicht, "nur" 2 Liter Wasser, ein bisschen Proviant und die Goretexjacke, die ich immer zur Sicherhei mithabe. Und natürlich der "Minihomer" und die 2 Handys. Aber alles andere konnte ich diesmal im Appartement lassen, das war natürlich viel angenehmer als an den vorhergehenden Tagen. Der Blick war herrlich, rechter Hand immer das Jandia-Massiv, links das Meer und schon weitem die Punta de Jandia zu sehen. Es zog sich zwar hin, war aber nach den Anstrengungen der letzten Tage eine "Genusswanderung". Dann noch an Puertito de la Cruz vorbei, die letzten Meter der Strasse entlang und ich war da!!!!!! Schon öfters war ich an der Punta de Jandia, aber es ist ein ganz anderes Gefühl, wenn man ein Ziel zu Fuss erreicht! :)
Ich wurde dort schon erwartet (dort muss man sich abholen lassen, es gibt keinerlei öffentlichen Verkehr dort) - ein kleines Fotoshooting musste natürlich auch sein :) - und dann ging es komfortabel im Auto zurück nach Morro Jable. Leider war bei meiner Ankunft an der Punta de Jandia Ebbe, ich konnte also nicht ganz so wie erträumt den Anblick der 2 zusammenstossenden Brandungen geniessen. Aber es war trotzdem schön!!!!!!!!





Mein Traum hat sich erfüllt!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!