Samstag, 10. September 2016

Bergerlebnis für konditionsschwache "Genusswanderer" - Schneeberg 08. und 09.09.2016


Mal was Grundsätzliches:   Mein Blog ist eher nicht für "echte" Wanderer bestimmt, sondern für Leute, die nicht so eine tolle Kondition haben, aber Berge lieben und auch schöne Erlebnisse haben wollen. Ich gehe sehr langsam und nehme auch ganz gerne Hilfen wie Seilbahnen oder Zahnradbahnen in Anspruch. Das ist für wirklich gute Wanderer wohl verpönt, aber ich will mich nicht (oder nicht nur) quälen, sondern geniessen.  Meine Devise:

"der Weg ist das Ziel" 

Nun, es wird Herbst und im ORF war für diese Woche eine gute Wetterprognose, der schönste Tag der Woche sollte der Donnerstag, der 08.09. sein.  Schon lange träumte ich davon, mal auf der Fischerhütte auf dem Schneeberg zu übernachten.  Da für die nächste Zeit verschiedene andere Pläne anstehen, wollte ich diesen Tag nutzen, um mein Vorhaben zu verwirklichen. Mittwoch abend rief ich auf der Fischerhütte an und fragte, ob es einen Übernachtungsplatz für mich gäbe. Das wurde mir zugesagt  und da es Donnerstag früh zuhause  wirklich superschön war, setzte ich mich ins Auto und fuhr nach Puchberg.  Für den Vormittag muss man eine Fahrt mit der Zahnradbahn unbedingt reservieren, aber ab Mittag fahren nicht mehr viele rauf und man kann spontan eine Fahrkarte kaufen.  In Puchberg angekommen, merkte ich aber schon, dass die Wetterprognose für den Schneeberg nicht stimmte. Der Gipfel war in Wolken gehüllt, ich als Optimistin dachte mir, aber bis ich oben bin, werden sie schon weg sein.  Nun, ich kaufte mir eine Karte und fuhr mit dem 12-Uhr-"Salamander" hinauf.


Bei der Station "Baumgartner" blieb der Salamander wie üblich 10 Minuten stehen. Erstens ist das, um den Menschen Gelegenheit zu geben, die berühmten "Schneeberg-Buchteln" zu kaufen (die mir nicht schmecken, aber das ist subjektiv) und um den herabkommenden "Salamander" abzuwarten, denn hier können die Züge kreuzen. Man sieht von hier schon das Elisabethkircherl, aber noch lange nicht den Gipfel

Bald ging es weiter und nach 40 Minuten war die Station Hochschneeberg erreicht. Hier begann dann die "Wanderung"  -  Von der Station braucht man mit gemütlicher Gangart etwa 1 1/2 Stunden auf den Gipfel  (Ich habe einen Umweg über den Waxriegel gemacht und mir auch sonst Zeit gelassen, da ich ja eh oben übernachten wollte)
Von der Bahnstation bis zum Gipfel sind es noch knapp 300 Höhenmeter, der Waxriegel hat 1888 Meter Seehöhe, da gehts nochmals runter, aber wie gesagt, keine grössere Schwierigkeit und wer das nicht möchte, kann den Waxriegel ja auslassen.
"Wanderung" des ersten Tages also:  Station Hochschneeberg - Waxriegel - Damböckhaus - Ochsenboden - Fischerhütte - Klosterwappen - Fischerhütte - Kaiserstein -  Fischerhütte (Übernachtung) 

Zuerst schaute ich mal ins Tal runter, wo Sonnenschein war. Bei der Station war auch Sonne, aber kühl

Auf dem Weg zum Waxriegel rauf, fand ich zu meiner grossen Freude dieses Edelweiss. Ich habe bisher noch nie ein Edelweiss in freier Natur gesehen und habe es natürlich nur fotografiert, aber nicht berührt.  Zum Glück dürften da eh nur halbwegs vernünftige Leute raufgehen, denn es ist dort ziemlich belebt. Bzw. hat sich hoffentlich schon herumgesprochen, dass ein Edelweiss geschützt ist















Bald war der Gipfel des Waxriegel erreicht (der ist unschwierig zu erreichen), dort fand sich auch jemand, der ein Foto von mir machte. Dieser Gipfel ist ja meist sehr belebt, heute durch das kühle und windige Wetter nicht ganz so arg wie sonst.


Der Gipfel des Schneeberg war aber noch immer in Wolken gehüllt, ich hoffte aber noch immer, dass es "aufklaren" würde.

Ich ging weiter und das Wetter änderte sich nicht. Daher entschloss ich mich, nicht den Steig zum "Klosterwappen" zu gehen, sondern lieber über den eher langweiligen, aber bequemen Forstweg direkt zur Fischerhütte.

der Gipfel noch immer in starkem Nebel versteckt

die Fischerhütte ist in Sicht

da der Forstweg gar so langweilig war, zweigte ich das letzte Stück in diesen alten Steig ab


Ich kam in der Fischerhütte an, klärte alles wegen der Übernachtung, trank einen Spritzer, deponierte meinen Rucksack und machte mich trotz des Nebels auf den Weg zum Gipfel rüber.  Beim Eingang hängt diese Aufforderung, deren Beherzigung auf einem Berg eigentlich selbstverständlich sein sollte:


Der Gipfel war noch immer in Wolken, aber wie gesagt, ich wollte trotzdem rüber. Zeit hatte ich  genug und der Gipfelgrat ist ja nicht schwierig, geht immer leicht bergauf-bergab und bei Schönwetter hat man immer herrliche Ausblicke auf beiden Seiten (diesmal leider nicht)
der Gipfel kaum zu sehen

jetzt bin ich beim Gipfel mit der Radaranlage des Österr. Bundesheeres angelangt



und was kaum zu glauben ist:  der Gipfel ist menschenleer!!!!!!!!  - habe ich auf dem Schneeberg noch nie erlebt!  Aber man ist ja normalerweise auch nicht um 15:30 Uhr oben. Ab ca. 15 Uhr sind die Leute, die mit der Zahnradbahn ins Tal fahren, alle schon weg, denn um 16 Uhr geht die letzte Talfahrt. Um diese Zeit sind nur mehr echte Wanderer oder Leute, die über Nacht bleiben wollen, oben.   Obwohl das Wetter neblig war und keine Fernsicht, genoss ich es, alleine auf dem Gipfel zu sein - ein super Gefühl :)  - ich machte auch ein "Selfie" mit dem Gipfelkreuz im Hintergrund



kurz kam die Sonne raus - hier der Blick vom Gipfel zur Fischerhütte

aber gleich zog wieder Nebel auf


der Waxriegel, auf dem ich vorher war, stark herangezoomt - darunter das "Damböckhaus"

jetzt "reisst" es sogar ein bisschen auf, kurzfristig ein schöner Blick

Dann ging ich den Gipfelgrat wieder zurück zur Fischerhütte und von dort gleich hinauf zum sozusagen "2." Gipfel, den Kaiserstein.  Der eigentliche Gipfel (das Klosterwappen) ist 2076 m hoch, der Kaiserstein 2061 m, also nur unwesentlich niederer. Die Fischerhütte liegt auf 2049 Meter, es sind also wirklich nur mehr ein paar Meter auf den Kaiserstein hinauf. Der ist meiner Meinung nach sogar der spektaktulärere Gipfel, da man von dort auf die "Breite Ries" und die imposanten Felsabbrüche sieht  (heute im Nebel aber nicht).
schön der Weg den Grat entlang, aber leider keine Aussicht

die Fischerhütte wird dzt. umgebaut, die fleissigen Arbeiter schlafen wochentags auch in der Hütte

mystische Stimmung auf dem Kaiserstein, herrlich weiches Gras, aber im Gegensatz zu sonst keinerlei Aussicht



der Talblick lässt sich im Moment nur erahnen


worauf warten die Dohlen wohl?  

mystische Stimmung, wo sonst ein herrlicher Talblick ist



wunderbar weicher Grasboden und schöne Vegetation



 jetzt "reisst es kurzfristig wieder auf und man sieht das herrliche Bergpanorama



Das Wetter war also nicht ganz so gut, wie ich es mir erträumt habe, aber ok, ich genoss den Berg trotzdem. Ich begab mich in die sehr gemütliche Hütte, bekam dort einen köstlichen Schweinsbraten  (Gabi, falls du das liest, der war fast so gut wie Deiner ;) ) Ich bezog auch mein Zimmer (ein 4-Bettzimmer für mich alleine - Luxus pur!!!!! ) und sass ein wenig mit anderen Wanderern, die langsam eintrudelten zusammen. Gemütlich war es in der Hütte und da der Nebel immer stärker wurde, gab ich eigentlich die Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang auf

da läuft mir jetzt noch das Wasser im Mund zusammen, so gut war der Schweinsbraten


das sehr nette 4-Bettzimmer, das ich für mich alleine hatte

gut zu wissen, wo man diese Örtlichkeiten findet! Aber die altmodische Tafel täuscht: in der Hütte befinden sich sehr saubere WC's mit Wasserspülung - und man könnte gegen Bezahlung auch duschen - Luxuriös für eine Berghütte





Eine andere Wanderin und ich gingen aber eine Viertelstunde vor dem Sonnenuntergang doch raus und erfreut sahen wir in der Nebelwand plötzlich eine orange Kugel.  Und dann begann ein wunderschönes Spektakel!!!!!!   die Nebelschwaden kamen und gingen, knapp vor Sonnenuntergang stabilisierte es sich dann, es kamen sogar schwach die westlichen Berge in Sicht und die Sonne ging ganz spektaktulär unter!!!!  Einfach traumhaft schön, nicht zu beschreiben, ich habe es fotografisch einzufangen versucht, ist aber nur bedingt gelungen  - ich lasse jetzt einfach die Bilder sprechen :)















Es war saukalt und windig, aber soooo schön, ich blieb draussen bis die Sonne wirklich verschwunden war. Drinnen in der Hütte trank ich einen heissen Kräutertee, einige Gläschen Zirbenschnaps und unterhielt mich mit den netten anderen Wanderern. Da wir eh alle rechtschaffen müde waren, ging es bald zu Bett.
In meinem 4-Bett-Zimmer schlief ich sehr gut, hörte aber ziemlich den Wind pfeifen und die Nacht war sternenklar.
Da der Sonnenaufgang an diesem Tag um etwa 6:25 Uhr sein sollte, stand ich noch vor 6 Uhr auf, machte "Katzenwäsche", zog mir gleich die Wanderkleidung und die Windjacke an und ging die paar Schritte bis zum Kaiserstein hoch.   Und ich wurde für das frühe Aufstehen belohnt:  ein wunderschöner Sonnenaufgang und schöne Blicke zu "Breiter Ries", Felsabbrüchen und ins Tal :)













Nach diesem wunderschönen Morgenerlebnis begab ich mich wieder in die Hütte, packte meine Sachen zusammen und wartete auf das Frühstück, das es ab 1/2 8 Uhr gibt.  Das Frühstück ist sehr gut und reichlich, auch der Kaffee war sehr gut. Nach dem Frühstück verabschiedeten wir Wanderer uns gegenseitig und von den netten Wirtsleuten und gingen unserer Wege.  Ich entschied mich, nochmals hinüber zum Gipfel zu gehen, da das Wetter so schön war und ich an diesem schönen Morgen den Gipfel nochmals geniessen wollte. Ausserdem ist der Steig drüben schöner als der Forstweg zur Fischerhütte.

Hier das Streckenprofil vom 2. Tag :
Fischerhütte - Klosterwappen - Ochsenboden - Damböckhaus -  Hotel Hochschneeberg - Station Baumgartner - Hengsthütte - Puchberg.
15 km und 1600 Meter Höhenunterschied bergab. Empfehle ich nicht unbedingt.  Da ich am Vortag eher faul mit der Zahnradbahn raufgefahren bin, wollte ich wenigstens am nächsten Tag eine Leistung bringen.  Ich würde aber eher empfehlen, vormittags mit der - um diese Zeit  eh fast leeren - Zahnradbahn hinunterzufahren oder aber eine interessantere Abstiegsroute zu wählen.



Bye, bye liebe Fischerhütte, schön war es ! und gerne komme ich wieder

Jetzt aber Richtung Gipfel  und den geniesse ich bei herrlichen Sonnenschein so richtig. Kein Mensch oben (kurz kam nur ein Wanderer vorbei, der auch in der Hütte übernachtete, der machte das Foto von mir), ein richtiger Genuss :)  Die ersten Zahnradbahnfahrer können ja frühestens geben 10:30 Uhr hier heroben sein. Ich konnte mich kaum vom Gipfel trennen, hatte auch genug Zeit, aber irgendwann muss man halt doch wieder runter
eine nette Begegnung, aber sie wendet mir den Rücken zu, heisst im Klartext wohl: "Verschwinde" :D 


diesmal ein herrlicher blick zur Rax hinüber

das "Beweisfoto" für den Gipfel :D 

Blick hinunter zu Ochsenboden und Damböckhaus, wo ich bald sein werde

bei den österreichischen Gipfelkreuzen sieht man jetzt auch immer mehr diese Himalaya-Gebetsfahnen, meiner Meinung nach entbehrlich, aber ok, soll so sein. Wirklich stören sie nicht



von nun an geht's aber bergab




ein Blick zurück auf den Gipfel mit dem schönen Gipfelkreuz und der nicht so schönen Radaranlage des österr. Bundesheeres


imme wieder schöne Blumen

die Fischerhütte ist jetzt schon weit weg, schaut hoch oben aus - ich habe aber noch 1400 Höhenmmeter abwärts vor mir

 Ich denke, das sind glückliche Rinder - in jeder Hinsicht - gefragt habe ich sie natürlich nicht *lol*

Gemütlich gehe ich an den Rinderherden vorbei  (es gibt keine "Killerkühe", wenn man sie respektvoll behandelt und in Ruhe lässt, sind ihnen die Menschen egal) Richtung Bergstation der Zahnradbahn und dort in der Nähe kommen mir schon die Wanderer, die mit der ersten Bahn gekommen sind, entgegen. vorbei ist es mit der Ruhe, aber schon ok. Es ist ja schön, dass viele Menschen den Schneeberg geniessen können (solange ihnen bewusst sind, dass sie in einer hochalpinen Region sind)


ein letzter Rückblick zum Gipfelaufbau, der jetzt bald meinen Blicken entschwindet

und hier kommt mir schon der erste Touristen-Schub entgegen

Jetzt noch ein kleiner Abstecher zum Hotel Hochschneeberg, zum Elisabethkircherl, noch ein paar schöne Ausblicke und dann gehts endgültig ins Tal hinunter









der nächste Salamander langt ein - wieder kommen 115 Leute auf den Berg
Ab jetzt geht es scharf und steil bergab, erstes Etappenziel ist die Haltestelle Baumgartner. Ich brauche für alles länger als angegeben, lasse mir aber viel Zeit und bleibe oft zum Fotografieren stehen

der obere Tunnel der Zahnradbahn

ein steiniger und gerölliger Abstieg durch Latschenfelder



der (beim Hinauffahren) erste Tunnel der Zahnradbahn
 


die Trasse der Zahnradbahn und auf dem Sattel die Station Baumgartner - ist aber noch eine Weile hin

zeiitweise schon sehr steinig der Abstieg

sogar Mohnblumen blühen hier oben noch



Nachdem ich die Haltestelle Baumgartner erreicht habe - 1322 m Seehöhe  - trinke ich einen Hollersaft (da ich nachher mit dem Auto heim muss, kein Spritzer mehr *lol*) und gehe bald weiter.
Von der Haltestelle Baumgartner nach Puchberg hinunter ist es nur mehr ein ziemlich langweiliger Forstweg, der sich aber "zieht".  Mache ich eher kein 2. Mal, aber man muss alles mal probieren. ;)

eine Hexe würde sich darüber freuen - bitte nicht davon kosten, obwohl sie verlockend neben dem Weg ist :D 






und ein lezter Blick zurück

Adios Schneeberg! - in diesem Jahr komme ich wohl nicht mehr rauf...


Fazit:  abgesehen von meiner Gewalt-Wanderung ins Tal ist das ein Erlebnis, das man auch mit nicht so toller Kondition haben kann.  Ein bisschen Bergerfahrung und ordentliches Schuhwerk sollte man aber schon haben. Denn ganz zu unterschätzen sind die 300 Höhenmeter von der Bergstation auf den Gipfel auch nicht.