Donnerstag, 2. März 2017

Tindayaumrundung - 23.01.2017




Der  Berg "Tindaya" ist im Nordwesten Fuerteventuras zu finden. Wenn man von Puerto del Rosario auf der FV10 Richtung La Oliva fährt, ist er nicht zu übersehen. Er ist ja gar nicht sonderlich hoch - nur 401 m Seehöhe - aber er ist etwas "Besonderes". Ich war schon 2004 nur beim Vorbeifahren (als ich mit Peter eine Inselrundfahrt machte und noch keine Ahnung hatte, welche Bewandtnis es mit diesem Berg hatte) davon fasziniert. 
Man vermutet, dass der  Berg von den früheren Bewohnern als "heilig" betrachtet wurde. Davon zeugen noch heute die ins Gestein geritzten "Podomorfos".  Und zwar sind das Füsse, die Richtung Westen (angeblich genau zum Teide hin) ausgerichtet sind.  Diese  Zeichnungen, die oben auf dem Gipfel des Berges zu finden sind, wurden erst 1978 entdeckt.

An sehr  klaren Tagen  ist es möglich den Teide, den höchsten Berg Teneriffas (und auch Spaniens) vom Gipfel des Tindaya aus zu sehen.  (kommt aber wohl sehr selten vor).  Für die Guanchen  galt der Teide als der "Berg des Teufels" und daher zeigen die Füsse in diese Richtung, um der Legende nach die bösen Geister des Teide abzuwehren.

Leider kommt der Berg auch immer wieder durch ein Projekt des verstorbenen Künstlers Chillida in die Schlagzeilen. Der wollte diesen Berg in ein gigantisches Kunstwerk verwandeln.  Angeblich als Denkmal  für Stille und  Toleranz......
Die Debatte hält darüber hält schon seit Jahren an. Die Befürworter erwarten sich davon einen touristischen Aufschwung, was ich nicht glaube. Wegen sowas kommt kein Mensch auf die Insel.
In Wahrheit geht es wahrscheinlich um den Abbau des Trachytgesteins, was derzeit nicht erlaubt ist.

Meine persönliche, subjektive  und auch unwichtige Meinung  (ich weiss, dass aber sehr viele Bewohner Fuerteventuras auch so denken und auf die kommt es ja schliesslich an)  ist:

Hände weg vom Tindaya!!!!   
 Lasst den Berg wie er ist 

Die Naturgewalten kann ich an der Westküste erleben, wenn ich die tosende Brandung betrachte.
Das herrliche und einmalig schöne  Licht Fuerteventuras   (Isla de la Luz!!! :) ) muss ich nicht durch einen künstlichen Schacht sehen. Das kann ich in der freien Natur überall geniessen

Stille und Einsamkeit kann ich auf den herrlichen Vulkanen Fuerteventuras sowieso erleben.

Und ein "Denkmal der Toleranz" brauche ich nicht. Toleranz kommt von innen heraus, da brauche ich keinen ausgehöhlten Berg.

Jo Hammer, der leider vor kurzem verstorben ist (ich durfte ihn persönlich kennenlernen und durch ihn viel von der Geschichte der Insel erfahren) hatte zu diesem Berg einen ganz besonderen Bezug. Er war der Meinung, dass es ausser den Podomorfos noch viel mehr zu entdecken gäbe.   Sein Buch   

Atlantura: Das vergessene Erbe der Majos von Fuerteventura

Bis vor etwa 2 Jahren durfte man den Berg mit einer Genehmigung  - die man sich kostenlos vom "Medio Ambiente" in Puerto del Rosario besorgen konnte - besteigen. Man musste einen Tag angeben und musste diesen auch einhalten.   Ich hatte für den 31.3.2011 diese Genehmigung erhalten.


Ich stieg damals bei leider nicht sehr schönem Wetter auf und durfte die die Podomorfos betrachten. Ich wurde damals auch von 2 sehr netten Herren des Cabildo kontrolliert.  Ohne Genehmigung hätte es empfindliche Strafen gegeben. Aussicht hatte ich an diesem Tag so gut wie keine, aber ich denke, das sollte so sein. So konnte ich mich auf den Berg selbst, das herrlich warme rötliche Gestein und die Podomorfos konzentrieren. 



















Mittlerweile ist der Berg aber ganz gesperrt, es werden dzt. keine Genehmigungen erteilt. Offiziell zum Schutz der Felszeichnungen, aber in Wahrheit geht es wohl noch immer um dieses Chillida-Projekt und um den Abbau des Trachyt-Gesteins.

Bezeichnend für mich ist auch, dass das mit großem Pomp eröffnete Besucherzentrum  in der - sehr schön renovierten - "Casa Alta" bald wieder sang- und klanglos  geschlossen wurde. Gerti und ich waren nach der Eröffnung mal dort und schauten uns die sehr interessante Präsentation an. (Wir waren übrigens die einzigen Gäste *lol*)  Aber wenn man das gesehen hat, ist man erst recht ein Gegner des Projektes. Der Aufwand würde in keinerlei Verhältnis zum Nutzen stehen und der Berg wäre für immer zerstört. Daher hat man sich wohl auch entschlossen, das Museum lieber wieder zu schliessen. Da wurden wieder unnötige Gelder in den Sand gesetzt. Das Gebäude ist ja sehr schön und die Ausstellung war durchaus interessant.
Hier ein Auszug aus einem Artikel der "Fuerteventura-Zeitung" , als das Besucherzentrum eröffnet wurde (http://www.fuerteventurazeitung.de/index.php/home/8-nachrichten/2212-einweihungsfeier-der-casa-alta-in-tindaya-facht-erneute-diskussionen-ueber-chillida-projekt-an ) :


..."Bei der anschließenden Eröffnungsfeier der Casa Alta als Besucherzentrum kam außerdem ein heikles Thema auf, bei dem sich schon seit Jahrzehnten die Geister scheiden. Die Ausstellung widmete sich zwei wesentlichen Bereichen, nämlich zum einen der archäologischen Fundstätte im Naturdenkmal des Berges Tindaya und seiner Umgebung sowie zum anderen dem umstrittenen Großprojekt des bekannten baskischen Bildhauers Eduardo Chillida. Im Hauptsaal des neuen Besucherzentrums können die sogenannten „podoformos“, also alte Steingravuren der kanarischen Ureinwohner im Berg von Tindaya bestaunt werden. Man sagt, dass diese Petroglyphen, die Abbildungen von menschlichen Füßen zeigen, zum Schutz vor bösen Geistern in den Berg gemeißelt wurden.
Hauptaugenmerk der gehaltenen Ansprachen lag dabei eindeutig auf der scheinbar problemlosen Vereinbarkeit der archäologischen und kulturellen Werte des „heiligen“ Berges mit einem spektakulären Kunstprojekt, das schon vor vielen Jahren für heftige Diskussionen sorgte. Bereits gegen Mitte der 80er-Jahre sprach der mehrfach preisgekrönte Bildhauer Chillida von seinem Traum, einen echten Berg auszuhöhlen und durch das geschickte Zusammenspiel von Lichtquellen, die aus unterschiedlich ausgerichteten Schächten des Berges kommen, im Inneren einen einzigartigen und mystischen Raum zu schaffen. Als der so sagenumworbene Berg von Tindaya für sein einmaliges „Museum der Leere“ perfekt zu sein schien, brachten Inselbewohner, Umweltschützer und anfänglich auch Inselpolitiker teils heftigen Widerspruch gegen das Projekt auf, das in ihren Augen ein unter Naturschutz stehendes Denkmal zerstören würde. Kurz vor dem Tod des Künstlers zeigten die Politiker der Insel zunehmend größeres Interesse an der geplanten Großskulptur und gaben schließlich sogar ihre offizielle Zustimmung, woraufhin Millionenbeträge für geologische Untersuchungen zur Verfügung gestellt wurden, um herauszufinden, ob die Morphologie des Berges überhaupt für ein solches Vorhaben geeignet ist. Bis heute ist unklar, wo das viele Geld letztendlich hineingeflossen ist, da die Bauarbeiten offensichtlich bis heute nicht begonnen wurden. Es kam sogar zu polizeilichen Ermittlungen, oft fielen auch die Begriffe Veruntreuung und Korruption. Viele Jahre sind seitdem vergangen, geändert hat sich jedoch so gut wie nichts. Befürworter setzen sich ebenso vehement für das Chillida-Projekt ein, wie Gegner versuchen, es zu stoppen. Nach der Einweihung der Casa Alta und der damit verbundenen Anpreisungen des Projekts seitens des Cabildo schlossen sich zahlreiche soziale Gruppen, Umweltschützer und Gewerkschaften der Insel zu einer Volksversammlung zusammen, um ihre Ablehnung gegen eine Aushöhlung des Berges offen zu demonstrieren. Ebenfalls in der Hoffnung, das Projekt stoppen zu können, wurden kürzlich außerdem bis zu 7000 Unterschriften gesammelt und der kanarischen Regierung vorgelegt."

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Nach diesen Eingangs-Erklärungen jetzt der Bericht von unserer Umrundung im Jänner 2017




Meine Schwester Gerti und ich würden ja liebend gerne (ich wieder bzw. Gerti zum ersten Mal) auf diesen Berg raufgehen, aber wir sind gesetzestreu und da es dzt. verboten ist, tun wir es nicht (es gibt aber Menschen, die sich nicht daran halten, habe schon gesehen, dass Leute oben waren, aber ich will keine - angeblich recht empfindliche - Geldstrafe riskieren).
Daher entschlossen wir uns, den Berg auf dem Abhang zu umrunden. Natürlich wären wir relativ leicht hinauf gekommen und wahrscheinlich hätte uns auch keiner "erwischt", aber wie gesagt, wir sind gesetzestreu und ausserdem will ich einen Berg geniessen und kein schlechtes Gefühl dabei haben. 





Wir starteten dort, wo früher der genehmigte Aufstiegsweg begann und gingen einem ziemlich steinigen Weg entlang zunächst Richtung Westen und hielten uns immer an den Hang des Berges . Wir brauchten für die Umrundung etwas mehr als 2 Stunden, aber mit sehr vielen Betrachtungen und Fotostopps. Zunächst war es noch ein halbwegs erkennbarer Weg, dann wurde es ein Pfad und letztendlich waren es nur mehr Ziegenpfade, über die wir weiterkamen. Mit unserer Geländeerfahrung aber kein Problem. 

Nachstehend jetzt meine Bilder, die aber bei weitem nicht die Atmosphäre dieses ganz besonderen Berges widerspiegeln können. 




herrlich der weite Blick Richtung Westen


links die Mta. La Oliva, von der man einen herrlichen Blick zum Tindaya hat, rechts der Escanfraga, der sich  an diesem Tag hinter Wolken versteckt hat 




Auf dem nördlichen Abhang ist diese schöne Quelle zu finden











der Enmedio  - von dem aus ich mein herrliches Sonnenaufgangserlebnis im Dezember 2014 hatte

hier wurde einmal damit begonnen, das Trachytgestein abzubauen, das wurde aber gestoppt und ist dzt. nicht erlaubt

nein, das ist nicht der Gipfel des Tndaya :)  in der Nähe des Steinbruchs ist diese kleine Felserhebung, die man sozusagen als "kleinen Tindaya" betrachten könnte.   *lol*

hier sieht man schon wieder die Ortschaft Tindaya

und am Ende der Umrundung sind wir wieder dort angelangt, wo der offizielle Aufstiegsweg beginnen würde. 

am Ende der Wanderung kommt auch wieder blauer Himmel und man sieht schön zur Westküste


Der Kreis hat sich geschlossen, wir sind wieder beim Anfangspunkt. Mal sehen, wie es mit dem Berg weitergeht.  Gerüchte gibt es in alle Richtungen. Keiner weiss, ob das Chillida-Projekt nicht doch noch verwirklicht wird. Und möglicherweise wird auch der Aufstieg wieder freigegeben. Hoffentlich finden die Verantwortlichen die richtige Entscheidung für dieses Naturdenkmal.